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[ Lexikon | Lore_of_Running | erst einlocken | Forum ]
Area: drsl » Kategorie: Rezensionen

Autor:      Tim D. Noakes, MD
Titel:      Lore Of Running 4th edition
Erschienen: 2001 Oxford University Press Southern Africa
Verlag:     Human Kinetics
ISBN:       0-87322-959-2 


"Lore of Running" in der 4. Auflage ist das umfassendste und wohl auch vollständigste Buch was ich bisher zum Thema Laufen gelesen habe. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass so ziemlich sämtliche Aspekte des Laufens behandelt werden:

Part I Physiology and Biochemistry of Running
Chapter 1 Muscule Structure and Function
Chapter 2 Oxygen Transport and Running Econonmy
Chapter 3 Energy Systems and Running Performance
Chapter 4 Temperature Regulation During Exercise

Part II Training Basics
Chapter 5 Developing a Training Foundation
Chapter 6 Learning From the Experts
Chapter 7 Avoiding Overtraining
Chapter 8 Training the Mind

Part III Transferring Training to Racing
Chapter 9 10K to Half-Marathon
Chapter 10 Marathon
Chapter 11 Ultramarathon
Chapter 12 Pushing the Limits of Performance

Part IV Running Health
Chapter 13 Ergogenic Acids
Chapter 14 Staying Injury Free
Chapter 15 Running and Your Health

Dabei wird nicht einfach nur sein Bild vorgestellt. Er betrachtet die Aspekte kritisch, zeigt auch gegensätzliche Modelle. Noakes geht auch auf die historische Entwicklung des Laufens ausführlich ein.

In Abschnitt I zur Physiologie stellt er die Funktionsweise von Muskulatur, Herz-Kreislauf und Energieversorgung dar. Er kritisiert gängige Modelle über die Funktionsweise des menschlichen Organismus, indem er Widersprüche in den Theorien bzw. zur Forschung aufzeigt. Und er versucht sich in einem eigenen Modell, das sehr schlüssig ist, auch wenn es vielleicht noch etwas reifen muss. Dazu aber später mehr.

In Abschnitt II werden Trainingsmethoden und Strategien zur Vermeidung von Trainingsfehlern vorgestellt. Dabei geht er auch auf die Methoden zahlreicher bekannter Trainer und Läufer der Geschichte ein, beginnend bei Deerfood bis hin zu den Kenianern und anderen aktuellen Laufgrößen, um aus deren Methoden zu lernen. Er befasst sich aber auch ausführlich mit Übertraining und den Möglichkeiten der Früherkennung und Vorbeugung.

In Abschnitt III wird das dann in konkrete Trainingspläne umgesetzt. Noakes selber ist kein Trainer. Er stellt zwar seine eigene Vorbereitung auf Ultra-Läufe und auch das von seinem Institut entwickelte Anfängerprogramm vor. In diesem Abschnitt stützt er sich aber im wesentlichen auf die ausführliche Betrachtung bekannter Trainer wie Galloway, Pfitzinger, Daniels. Wo sonst bekommt man solch eine Gegenüberstellung.

In Abschnitt IV werden erlaubte und verbotene Mittel/Methoden zur Leistungssteigerung kritisch betrachtet. Hier verrät er welchen Effekt verbotene Mittel hätten oder hinterfragt beispielsweise den Nutzen von Höhentraining. Ferner behandelt er umfassend das Stretching und gibt ausführliche Anleitungen für die Diagnose und Behandlung von Läuferverletzungen, auch aus der Einsicht heraus, dass nicht überall entsprechend qualifizierte Ärzte erreichbar sind. Und er betrachtet den tatsächlichen Nutzen des Laufens für die Gesundheit.

Alles in Allem eine wahre Fundgrube und man kann jederzeit erkennen, was wissenschaftlich belegt ist und wo er eigene Theorien entwickelt, wie es sich für solch ein Buch gehört.

Im Folgenden möchte ich noch versuchen kurz seine Kritik am Herz-Kreislaufanaeroben Modell zusammenzufassen, da ich es für wichtig halte sie zu diskutieren um eines Tages vielleicht auch Konsequenzen fürs Training daraus abzuleiten.
Nach der bisherigen Theorie kann der Läufer sein Tempo so lange erhöhen, bis aufgrund unzureichender Sauerstoffversorgung die Muskulatur zur anaeroben Energiegewinnung übergeht und der Läufer aufgrund von Schmerzen durch die daraus resultierende Übersäuerung das Tempo nicht weiter steigern kann. Abgeleitet wird dies vor allem daraus, dass bei steigender Geschwindigkeit die Sauerstoffaufnahme irgendwann stagniert, der sogenannte Plateaueffekt.

Dies hält Noakes für falsch. Sei es, dass der Plateau-Effekt gar nicht bei allen Läufern auftritt und nur selten bei Kindern, sei es, dass in den Muskelzellen auch während der Ermüdung noch ein voller Sauerstoffdruck gemessen wird, sei es, dass es Widersprüche bei körperlicher Anstrengung in großen Höhen gibt. Sollte tatsächlich die Möglichkeit der Muskulatur zur Bereitstellung von ausreichend ATP fehlen, müsste dies zu einer Starre führen. Seiner Meinung nach würde das Herz-Kreislaufsystem im Falle eines Sauerstoffmangels in der Skelettmuskulatur seine Leistung immer weiter steigern, bis das Herz selber beispielsweise aufgrund mangelnder Kapazität der Herzkranzgefäße nicht mehr genügend Sauerstoff erhält.

Da aber kein gesunder Läufer in dieser Situation über Beschwerden ähnlich einer Angina Pectoris klagt, muss es einen Mechanismus geben, der eine weitere Geschwindigkeitserhöhung verhindert, bevor es zu einem Sauerstoffmangel im Herzmuskel und anderen Organen wie Gehirn oder Zwerchfell kommt. Er kann diesen Mechanismus noch nicht genau lokalisieren (im Gehirn, vielleicht auch im Umfeld der Schilddrüse) und redet hier vorerst vom Central Governor (lang: Integrated Neuromuscular Recruitment Model of Exercise Physiology and Athletic Performance). Ähnliches sieht er auch für drohenden Hitzschlag durch die Abwärme der Muskulatur oder Nährstoffmangel. Folge des Herz-Kreislaufanaeroben Modells ist, dass der Schwerpunkt beim Training auf die Maximale Sauerstoffaufnahme gelegt wird und die Entwicklung der Muskulatur, ihrer Elastizität etc. bzw. die Ökonomie vernachlässigt wird. Eine Konsequenz ist, dass es keine anaerobe Schwelle gibt.

Da sich auch die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems nach einigen Wochen Training nur noch langsam ändert verschiebt sich für ihn der Schwerpunkt von einem Training der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) Richtung Ökonomie, d.h. es geht darum aus dem vorhandenen Sauerstoff das Beste zu machen. Ziel ist es bei einer bestimmten Geschwindigkeit möglichst wenig Sauerstoff zu verbrauchen. Der Vergleich von Spitzensportlern zeigt, dass Läufer mit niedrigerer VO2max durchaus in der Lage sind Läufer mit höherer VO2max zu übertreffen, auch wenn ein gewisser Mindestwert Voraussetzung ist. Diese hält er aber nur sehr begrenzt für trainierbar. Die besten Läufer haben die Muskulatur mit besseren Stoffwechselfähigkeiten, besseren Zusammenziehungsvermögen (contractility), Effizienz, Elastizität und ermüden langsamer. VO2max dürfe man nicht als alleinigen Maßstab für die athletische Leistungsfähigkeit sehen, was zu der bedenklichen Konsequenz geführt hat, die VO2max als wichtigsten leistungsbestimmenden Faktor anzusehen.

Jens Rossa ergänzte noch:

[Das Buch] ist eher aus der wissenschaftlichen Sicht geschrieben worden. V.a. in den Grundlagen-Teilen werden also viele Studien zitiert, schöne Schaubilder und Diagramme entworfen und halt Thesen aufgestellt, die mit deren Hilfe widerlegt oder unterstrichen werden.
Wer also wirklich "behind the scenes" gucken will, verstehen will, was alles so passiert mit dem Körper beim Laufen und was die Ursachen dafür sind, der ist mit dem Buch perfekt bedient. Dazu muss man noch sagen, dass es ein amerikanisches Buch ist und wer amerikanische, wissenschaftliche Bücher liest, stellt immer wieder fest, dass diese wesentlich einfacher zu lesen sind, als deutsche, teilweise auch ihre eigenen Deutschübersetzungen.

Einer meiner Lieblingsssätze kommt auch aus der Lore of Running und zwar aus Chapter 4: "You might beat hte distance but you will never beat the Heat"

Ich könnte jetzt kein Kapitel herausgreifen, dass mir besonders gut gefallen hat, aber sicher ist Kapitel 6 ein Highlight, einfach weil es auch die Entwicklung der Trainingsmethodiken im Laufe des letzten Jahrhunderts zeigt bis hin zu Leuten wie Mark Allen oder dem mehrfachem Comradessiger (denkste ich komme jetze aufn Namen!?) [Bruce Fordyce?]

[Die Kritik am Herz-Kreislaufanaeroben Modell] war für mich auch ein sehr wichtiger Punkt. Kurz zusammengefasst heisst es ja, dass die Leistung einerseits durch die maximale Sauerstoffaufnahme und andererseits durch die Möglichkeiten der Verarbeitung und Nutzung dieser determiniert wird. Das zweite ist bei ihm die Laufökonomie. D.h. wie energiesparend und effizient laufe ich. Ich habe daraufhin angefangen auf dem Laufband zu trainieren und zwar aus zwei Gründen:

1) Durch hohe, konstante Geschwindigkeiten wird man dazu gezwungen effektiver zu laufen
2) das Laufband hat nur eine recht schmale Fläche - ich tendierte aber immer stark dazu "zu eiern"

Daher war die Kombination für mich perfekt und ich habe schnell gemerkt wie sich das allgemein auf meinen Laufstil ausgewirkt hat. Dazu habe ich dann verstärkt Techniktraining gemacht um vor allem die Laufbewegung zu optimieren: Kniehub, Fussabdruck usw usf.
Das vielleicht mal zu den Konsequenzen die ich aus meiner Lektüre des Buches gezogen habe. Wobei es so ist, dass ich da immer mal wieder reinschaue und bestimmte Passagen lese - grade gestern abend bspw

Und Detlev Goepel:

Der Begriff 'Taschenbuch' ist leicht irreführend:
931 S., fast DIN A4, fast 2kg. (4. Auflage, stark überarbeitet)

Ich lese oft und gern darin, fast immer ohne Wörterbuch. Es ist wirklich gut lesbar, und unbekannte Begriffe erschliessen sich meist aus dem Zusammenhang.

Ist aber kein Buch für schnelle Antworten. Und man gewinnt das Gefühl, dass es die auch nicht gibt.

erstellt 24.03.2005 12:59 von flachlandläufer
zuletzt 26.03.2005 11:09 von Olzo | Historie | Versionen
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