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ACHTUNG:
Dies ist eine Mischung aus Erfahrung und theoretischem Hintergrundwissen, jedoch kein medizinischer Rat. Erste Anlaufstelle für Empfehlungen ist und bleibt immer ein zugelassener Mediziner! Jedoch wirkt es manchmal im Gespräch mit diesem Wunder, wenn man selbst gut informiert ist und versteht, was er einem erzählt - und genau dafür ist diese kleine Zusammenfassung entstanden!


Hintergrund:
Man kann in zwei Richtungen umknicken. Anatomisch bedingt passiert es aber fast immer in die eine Richtung: Nach dem Umknicken über die Fußaußenkante sind x/3 äußeren (lateralen) Bändern im Oberen Sprunggelenk (OSG) gedehnt/gerissen. Im Krankenhaus wurde geröntgt, um auszuschließen, dass ein Stück Knochen mit ausgerissen ist. Wenn ein "gehaltenes Röntgen" gemacht wurde (Steinzeitmethode!) dann kann man jetzt laut Arzt anhand einer "Tabelle" ablesen, was kaputt ist:

auf gehaltenen und gedrückten Aufnahmen des OSG:
Talusvorschub
(Meßlinie von Tibiahinterkante senkrecht auf Talus):
bis 5 mm: normal
bis 10 mm: Ruptur ligamentum talo-fibulare anterior
bis 16 mm: Ruptur ligamentum talo-fibulare anterior und ligamentum calcaneum-fibulare

laterale Aufklappung:
> 5º: Ruptur ligamentum talo-fibulare anterior.
>10º: Ruptur ligamentum talo-fibulare anterior und ligamentum calcaneum-fibulare
>20º: Ruptur aller drei Bänder


Das Problem an dieser Tabellendiagnose ist aber, dass es eben auch Menschen gibt, die besonders gelenkig sind. Da klappt jetzt also das Gelenk 11 Grad auf, obwohl nur ein Band durch ist. Ein Glücksfall! Anders herum ist es schon kritischer: es klapt nur 16 Grad auf - aber dummerweise ist das dritte Band eben doch zu 60% gerissen. Das alles wird man auf einem Röntgenbild nicht sehen, da eben nur die Knochen und der Gelenkspalt abgebildet sind. Genau aus diesem Grund macht der "vernünftige" Arzt eher eine CT/MRT, auf der dann auch die Bänder und die genau Verletzung abgebildet sind.

Grundsätzlich wachsen Bänder ohne OP nicht mehr ganz sauber "zusammen". Es bildet sich lediglich Bindegewebe aus, dass eine gewisse Stützwirkung hat, jedoch nicht so gut ist, wie die ursprünglichen Bänder. Eine Rekonstruktion im Rahmen einer Therapie wirkt auch keine Wunder, bietet (je nach genauer OP) aber immerhin schon die Möglichkeit, dass das Gelenk wieder sehr stabil wird. So oder so wird der Rest der Stabilität von der Wadenmuskulatur übernommen werden müssen.

Nun beraten Ärzte (gerade Notfallärzte) im Regelfall eben alle Patienten gleich. Sie sind dazu verpflichtet. Sportler sind aber keine normalen Büromenschen! Sie sind auf ihren Körper angewiesen und belasten diesen wesentlich stärker, als Ottonormalsitzmensch!

Bei wem ist nun also eine OP angezeigt und bei wem reichen die gängigen "Stützschienen" und die konservative Belastung? Ganz grob kann man dazu sagen:

Ein gerissenes Band "schadet" nicht weiter
Zwei gerissene Bänder sind unangenehm, bei gutem Muskeltraining aber zu verkraften, außer man ist Springer (z.B. Turner).
Ab der Beschädigung des dritten Bandes sollte immer operiert werden. Nur absolute Spitzensportler sind in der Lage, drei gerissene Bänder muskulär auszugleichen. Instabilitäten und neue Traumata sind in der Regel sonst vorprogrammiert.

Folgende Vorschläge zur weiteren Behandlung können einen groben Rahmen aufzeigen, je nach Schwere der Verletzung sind sie zeitlich nach vorne/ hinten zu schieben:

- Volle Entlastung mit Krücken so häufig wie möglich in Woche 1, zumindest bis die Schwellung raus ist und kein Druckschmerz mehr vorliegt. Um das zu Fördern, regelmäßig *ganz vorsichtig* Eiskühlen und danach *ganz zart* (nie gegen den Schmerz!) massieren. Danach wieder Eiskühlen.
- Sobald die Schwellung raus ist und kein Bewegungsschmerz mehr vorliegt, erste vorsichtige Fußgymnastik: leicht kreisen, Zehen anziehen und Strecken usw. Übungen aber nie gegen den Schmerz machen!
- Wenn man mit der Schiene wieder locker auftreten kann und nicht mehr spürbar humpelt, kann man die Gymnastik leicht steigern: Mit einem Handtuch um die Zehen gegen leichten Zugwiderstand Zehen wegdrücken. Ebenso gegen leichten Druck an den Zehen (Frau/Kinder/sonstige Zeitgenossen, die einem schon immer mal an die Füße fassen wollten) "wegschieben" - mit Schiene zu seitlichen Stabilisation!

Das Ziel ist es, dass die Heilung gut verläuft, die Muskulatur nicht verkümmert - das Gegenteil ist ja wichtig! - und die neu entstehenden Strukturen flexibel sind. Immerhin will man ja wieder Sport machen. Aus diesem Grund sind viele an anderer Stelle beschriebene Übungen mit Theraband und Wackelbrett sinnvoll, wobei man aber dringend die Schiene tragen sollte, damit nichts passiert.

- Ab Woche drei/vier dann auch die zweite Ebene zu den Übungen hinzunehmen, wenn das Gelenk dabei schmerzfrei ist. Also nicht mehr nur "anziehen/wegdrücken", sondern ganz vorsichtig mal drehen etc. Fußkreisen, Kippen...
- Leichte Belastungen im Wasser (Schwimmen: Kraulbeinschlag - evtl. sogar mit Schiene. Nie hingegen den Brustbeinschlag mit seitlicher Verdrehung des Gelenks (Schwunggrätsche/Stoßgrätsche).
- Aquajogging bietet die Möglichkeit, bis zu 90% der Herz-Kreislauf-Wirkung eines Lauftrainings zu erreichen! Mal im örtlichen Hallenbad fragen, ob es Ausrüstung und evtl. Kurse gibt!
- Letzter Schritt ist dann, dass man irgendwann nach 6-8 Wochen mit Aufbauübungen für Wade und Schienbeinmuskulatur anfängt. Die muss ja jetzt die Bänder ersetzen!

Zuletzt noch eine Bitte: Kopf hoch, so schwer das auch fällt! 99% aller Bänderrisse im OSG machen nie wieder Probleme, nachdem sie sauber ausgeheilt sind. Und zwei bis drei Monate Heilungszeit sind fast nix! Man denke mal an die Kreuzbänder im Knie: "6 Monate und länger und nie wieder stabil etc." sind dort gängige Prognosen! Wenn also schon Bänderriss, dann doch bitte im OSG

Gute Besserung!

erstellt 01.04.2007 14:43 von Sebastian
zuletzt 01.04.2007 15:02 von Sebastian | Historie | Versionen
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