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[ Lexikon | Running_to_the_top | erst einlocken | Forum ]
Area: drsl » Kategorie: Rezensionen

Rezensent:  	          Tanja[?] Gabriele Klein
Titel: 	                  Running to the Top
Autor: 	                  Arthur Lydiard
Bibliographische Angaben: Aachen: Meyer & Meyer, 1997.


Ich liebe Lydiard -- das zur Vorwarnung an diejenigen, die bei einer
Rezension rein faktische Informationen erwarten. Das Buch ist auch auf
Englisch unkompliziert zu lesen und mit noch nicht einmal 200 Seiten
inklusive Tabellenanhang ueberdies sehr handlich. Die Kapitel sind kurz
und eignen sich sowohl fuer die Badewanne als auch fuer die U-Bahn oder
das Bett kurz vorm Schlafengehen.

Lydiard (gebuertiger Neuseelaender) gilt als einer der Revolutionaere
des Mittel- und Langstreckentrainings, war selbst erfolgreicher
Leistungssportler und Trainer verschiedener Olympiasieger und gilt als
der Begruender der Joggingbewegung; er starb Dezember 2004 im Alter von
87 Jahren unerwartet waehrend einer Vortragsreise durch die USA.

In "Running to the Top", das in Zusammenarbeit mit Garth Gilmour
entstanden ist, fasst Lydiard 21 Faktoren zusammen, die die laeuferische
Leistung beeinflussen und die er in den folgenden Kapiteln, z.T. unter
verschiedenen Aspekten beleuchtet, ausfuehrt. Die Faktoren sind im
einzelnen:

* Datum des Rennens
* Herausforderung, die das Rennen darstellt
* Alter
* Talent
* Gesundheit
* Ernaehrung
* Medikamente
* Hormone
* Koerperbau
* Lauftechnik
* Sauerstoffaufnahme
* Gewicht
* Koerperfettanteil
* Trainingsmethoden
* Coaching
* Taktik
* Selbstdisziplin
* Streckenbedingungen
* Wetter
* Gegner
* Balance zwischen aerobem und anaerobem Training

Lydiard ist vor allem eins: unkompliziert. im Vorwort schreibt Gilmour:
"This book is written to be as uncomplicated as the principle of putting
one foot in front of the other without ever having both on the ground at
once." Klar, nicht?  Also: Laufschuhe an und los, es ist gar nicht so
schwer. Kein Wunder, dass diese Kombination aus Einfachheit und simpler
Freude am Laufen den Breitensport in einem vorher nie gekannten Ausmass
revolutionieren konnte!
 
Genau diese  Bodenstaendigkeit, ich will fast sagen, Volksnaehe, ist es
auch, die ich an Lydiards Stil so sehr schaetze: Sein Training basiert
nicht auf wissenschaftlicher Hypothesenbildung und deren anschliessender
Ueberpruefung (haelt letzterer allerdings durchaus stand), sondern auf
"plain old common sense": naemlich dem Grundprinzip der graduellen
Anpassung des Koerpers an steigende Anforderungen. Das Ganze ist
gewuerzt mit zahlreichen Beispielen und Anekdoetchen aus seiner
Trainerzeit, liest sich dadurch sehr abwechslungsreich.

Im Folgenden werde ich kurz anreissen, was die einzelnen Kapitel
beinhalten, und damit hoffentlich dem/der einen oder anderen Appetit auf
dieses meiner Meinung nach wirklich sympathisch und knackig geschriebene
Buch machen.

Inhaltsuebersicht:

Introduction
------------
Das Appetithaeppchen. Ein paar Dinge habe ich ja oben schon daraus
zitiert; ueberdies gibt es einige Informationen zu Lydiard, seinem
Trainingsstil und seinen Erfolgen.

Chapter 1: The Twentyone Factors
--------------------------------
Vorstellung der 21 Faktoren und der zentralen These: Nicht die besten
Athleten gewinnen, sondern die am besten vorbereiteten.

Chapter 2: Why is Running Valuable?
-----------------------------------
Zentral: Laufen ist die Sportart, waehrend der der gesamte Koerper am
besten mit Sauerstoff versorgt wird. Aerobes Training ist hinsichtlich
der Energiegewinnung effizienter als anaerobes: Wenn ausreichend
Sauerstoff aufgenommen wird, koennen KH und Fett oekonomisch, d.h. ohne
allzu grosse Mengen an Abfallstoffen wie CO2, Laktat...  in
Bewegungsenergie umgesetzt werden, und man kann laenger laufen. Einige
Erlaeuterungen zur VO2 (maximale Sauerstoffaufnahme) und zu roten und
weissen Muskelfasern gibt's obendrein.

Chapter 3: The Basic of Youth
-----------------------------
Warum sind die Kenianer so gut? Einiges zum Training von und fuer Kinder
und Jugendliche (wichtig ist auch hier, dass man sie ermutigt, laenger
zu laufen und nicht schneller) und zu den Unterschieden zwischen
weiblichen und maennlichen Laeufern. 

Chapter 4: The Development of Fitness
-------------------------------------
Was ist "Fitness" eigentlich? Im wesentlichen die Sauerstoffaufnahme,
und zentral ist, dass man seine eigene Verbesserung zum Massstab nimmt.
Aus diesem Kapitel mal ein paar hypsche Zitate:

"A lot of people sign on at gyms, paying the annual subscriptions and
think, 'Now I'm going to be fit.' Certainly, some of them are going to
sweat a great deal and they will improve their muscular efficiency and
strength and physique but, unless they improve blood vascular activity,
unless they raise their oxygen uptake levels, they are really not going
to be as fit and healthy as they would be if they had climbed into a
pair of shorts and running shoes or on a bicycle, gone out into the
fresh air and spent their time on steady aerobic exercise."

"How you run should be governed by how you feel on the day and by the
simple catch-phrase I invented years ago, 'Train, don't strain.' [...]
The Americans work to a totally different catch-phrase which is totally
wrong [diese  apodiktischen Kommentare finde ich klasse, weil es das
Buch so persoenlich macht!] -- 'no gain without pain', or 'no pain- no
gain.' That is not the way to train for steady improvement."

Chapter 5: How to Start Running
-------------------------------
Nach aerztlicher Abklaerung kann's losgehen. Einige Basics zum
Bewegungsablauf, dann Empfehlungen zur langsamen Steigerung. Lydiard ist
ein Streaker: Seiner Meinung nach ist taegliche Bewegung wichtig, und
wenn's auch nur fuer 10, 15 Minuten REKOM ist (darueber kann man
sicherlich streiten; ihm geht's halt um den Abbau von Laktat bei
Muskelkater. Anfaenger sollten seiner Meinung nach nicht pausieren, bis
die Schmerzen wieder weg sind, sondern lieber ein bisschen langsam
laufen, um den Koerper aktiv beim Abbau der Metaboliten zu
unterstuetzen).

Chapter 6: The Technique if Running
-----------------------------------
Wie bewegt sich der Koerper beim Laufen? Sprint vs. Langstreckenlauf;
die Bedeutung entspannten Laufens; Zusammenhang zwischen Technik und
Verletzungen

Chapter 7: The Path to Full Potential
-------------------------------------
Was, wenn man keine Fortschritte mehr macht? - Klar, einen vernuenftigen
Trainingsplan aufstellen und am besten mit einem Trainer
zusammenarbeiten, um zu einem gegebenen Ziel maximale Leistungen bringen
zu koennen! -- Auch hierzu noch mal ein Zitat:

"This book will give you many clues as to what should be done but no
athlete can reach his full potential by reading books or by trying to
go[sic] it alone. This book isn't designed to do that; its purpose is to
show you the right way to run, to explain why it is the right way, and
to set you on the road to discovering your capabilities."

Chapter 8: How to Set out a Schedule
------------------------------------
Trainingsaufbau und -periodisierung fuer Anfaenger: Nach hauptsaechlich
aerobem Training zur Grundlagenausdauer kommt dann auch Tempotraining
dazu (Fahrtspiel, Wiederholungslaeufe und am Schluss auch Sprinttraining
fuer die Spritzigkeit). Dann Rennen und Erholung, bevor es wieder von
vorne losgeht. Lydiard macht keine Intervalle. Stattdessen wieder was
Unkompliziertes, naemlich Wiederholungslaeufe: "You can run [them]
anywhere. On the road, in a park -- you don't need to measure the
distance you're covering or count the number of times you run it. Keep
on doing them until you hit the wall; your body tells you when it's had
enough."  

Chapter 9: Injuries
-------------------
Das Lieblingsthema des Laeufers  Hier kommen typische Verletzungen,
ihre Ursache, Praevention und Behandlung zur Sprache.

Chapter 10: Altitude
--------------------
Anderthalb Seiten zu dem Vorteilen des Hoehentrainings.

Chapter 11: Myths and Misconceptions
------------------------------------
Viel Informatives zu Laufen und Gesundheit, Laufen in verschiedenen
Lebensaltern, Ernaehrung, Motivation, und dann noch ein ganz
ausfuehrlicher Passus zu Laufschuhtechnologie (seiner Meinung nach ist
vieles ueberfluessig bzw. Geldmacherei; ueber sein Ideal, dem Laeufer
einfach nur eine Gummisohle unter den Fuss zu pappen, laesst sich aber
sicher auch streiten ) und zur z.T. kontraproduktiven Wirkung eines
zu guten Schutzes durch den Schuh.

Chapter 12: Setting out Your Schedule
-------------------------------------
Jetzt geht's zur Sache: konkreter Aufbau von Trainingsplaenen. Welche
Arten von Einheiten sollen rein, wie periodisiert? (Allein schon das
Lesen macht Lust auf die Tempoeinheiten! ) Dann folgen verschiedene
Trainingsplaene fuer verschiedene Distanzen und Ambitionen
(Cross-country, Fun Run, 800m, 1500m, 3000m, 3000m Hindernis, 5000m,
10000m).

Chapter 13: Marathon
--------------------
Trainingsplan fuer die Koenigsdistanz, mit Tipps fuer den Tag des
Rennens.

Chapter 14: The Athlete and the Coach - the Vital Relationship
--------------------------------------------------------------
Der Schluessel ist Motivation und hier insbesondere die Hoffnung auf
Erfolg (das laesst sich uebrigens auch schoen in psychologische Theorien
einfuegen , aber das nur am Rande) und realistische Einschaetzung der
eigenen Leistungsfaehigkeit. (Ganz nette Story dabei, wo er einen
Laeufer, dessen Trainer unrealistische Erwartungen gehegt hatte und der
beim Rennen auf der Geraden schliesslich von allen anderen ueberholt
wurde, mit der knackigen Sekretaerin des Organisators verkuppelt und den
beiden zur Ablenkung einen netten Abend spendiert , Anekdoetchen
kommen bei ihm keinesfalls zu kurz! -- Lydiards Schuetzling Peter Snell
hatte das Rennen uebrigens gewonnen.) Training muss Freude machen, und
das Verhaeltnis zwische Trainer und Schuetzling muss aufrichtig sein.
Hier kommt auch einiges zur Verantwortung des Trainers, verschiedenen
Laeufer-Typen usw., immer mit einigen Geschichten aus dem
Trainer-Naehkaestchen.

Chapter 15: Food, Fats, Vitamins and Minerals
---------------------------------------------
Ernaehrung des Sportlers: Bedeutung der verschiedenen Vitamine,
Mineralien, Spurenelemente. Je naturbelassener das Essen, desto besser,
aber zur Kompensation von Nahrungsmitteln, die man im Supermarkt kauft,
sind auch Vitaminpraeparate okay. Wichtig ist ihm auch hier das
Verstaendnis, dass man weiss, was wofuer gut ist und wieviel man davon
braucht, statt dass man einfach irgendwelche  Nahrungssupplemente
einwirft.

Chapter 16: Team Training
-------------------------
oder: Weniger ist manchmal mehr. Auch hier wieder einiges zum
Verhaeltnis Trainer-Schuetzling und zum Thema sinnvolles Training: keine
"Crash-Einheiten", weder in physischer noch in psychologischer Hinsicht.

Chapter 17: Evauating Your Training
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Grundregel: Man muss verstehen, was man tut, und den Erfolg in kleinen
Schritten ueberpruefen.

Chapter 18: Training Terms
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Ein kleines Glossar zu Dingen, die beim Lauftraining wichtig sind.

Chapter 19: Shoes and Feet
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Noch mal was zu Problemen mit den Beinen und Schuhen und worin die
Ursache liegen koennte, ferner Infos, worauf man bei seinen Schuhen
achten sollte. Motto: Vorbeugen ist besser als heilen.

Chapter 20: Foods and Fats
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Hints, tips and suggestions zu vernuenftiger Ernaehrung.

Chapter 21: The Value of a Good Preparation
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Betonung liegt hier auf soliden Grundlagen, auf denen man dann je nach
Distanz aufbauen kann.

Chapter 22: Warming up and Cooling down - Two Musts 
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Wie man's macht und wozu es gut ist.

Und das (sportartunabhaengige) Schlusszitat:  "Take these two words with
you into your competitive season: fresh and sharp. Always go into a game
fresh and sharp so never do training during the week which is too
exciting. You have trained to compete, not to keep on training." 

Fazit: Wer Lust hat, seine laeuferischen Leistungen zu entwickeln und zu
verbessern, wird an diesem Buch sicherlich seine Freude haben.
Insbesondere Laufanfaenger und Breitensportler, aber sicherlich auch
Ambitioniertere koennen hier einiges an Grundlagenwissen in gut
handhabbaren und locker lesbaren Portionen erwerben. Manch
fortgeschrittenem Laeufer ist dieses Buch moeglicherweise etwas zu
simplifizierend und z.T. vielleicht sogar trivial: Techies und Leute,
die sich ueber die genauen metabolischen Prozesse beim Laufen im Detail
informieren wollen, sind mit anderer Literatur sicherlich besser
bedient. Exakte Wissenschaftlichkeit ist meiner Ansicht nach aber auch
gar nicht die Intention des Buches. Was Lydiard vermittelt, ist etwas
viel Grundlegenderes, naemlich die Begeisterung fuer den Laufsport - und
diese Begeisterung steckt an. Wer nach dieser Lektuere keine Lust hat,
die Laufschuhe anzuziehen, loszulaufen und besser zu werden, dem ist
auch nicht mehr zu helfen 

erstellt 14.03.2005 15:19 von Olzo
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