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Betreff: Re: Zwei Tote bei Extremlauf auf Zugspitze
Autor: Jens Guenther <jg-200506arcor.de.cutoff.invalid>
Datum: 15.07.2008 14:53
> Ellen Clemens hat die Klasse von Dirk Schurig. Sie ist Berglaufspezialistin

<snip>

> Das dachte sich Ellen auch. Hat aber leider nicht ausgereicht.

Es sind halt alles auch nur Menschen! Ich halte es für naiv zu
erwarten, daß *alle* Teilnehmer in solch einer körperlich und
geistig extremen Situation noch "vernünftig" entscheiden.
Natürlich kann man den einzelnen nicht von der Verantwortung für
sich selbst freisprechen, aber zu den Organisatorenpflicheten
eines Veranstalters gehört es auch, darauf zu achten, daß sich
alles noch in einem vernünftigen Rahmen bewegt.

Das heißt für mich, daß der Karnevallsumzug bei Orkan abgesagt
wird, daß bei einem Orientierungsritt die Strecke bereitbar
für die zu erwartenden Teilnehmer ist und daß auf dem
Vielseitigkeitsparcour Hindernisse, bei denen der Boden zu
schlecht ist, aus dem Streckenverlauf genommen werden.

Ich meine, daß der Veranstalter hier in der Pflicht steht, die
Strecke den Gegebenheiten anzupassen. Nur er weiß, inwieweit die
Betreuung an den Zwischenstationen und im Ziel ausreicht und nur
er hat während des Rennens die Möglichkeit, von offiziellen
Stellen kurzfristige Wetterprognosen einzuholen.

Dabei sollte das wirtschaftliche Überleben des Veranstalters
tunlichst nicht vom Gelingen dieses einen Laufs abhängen, womit
ich nicht unterstellen möchte, daß das hier eine Rolle gespielt
habe.

IIRC wurde beim Bonner Marathon die Frage nach der aktuellen
Bestzeit gestellt, um die Starter in die entsprechenden Blöcke
einzuteilen. Bei dieser Anmeldung habe ich eine solche Frage
nicht gesehen. IMHO wäre die Frage sinnvoll, um einerseits
als Veranstalter zu wissen, was auf mich zu kommt (und eventuell
auch Anmeldungen ablehnen zu könne [ich weiß, manche Menschen
würden ihre Leistungsfähigkeit schönen]) und andererseits die
Teilnehmer nochmal bewußt mit ihrem aktuellen Leistungsstand zu
konfrontieren. Ob Fragen nach Berglauf- oder Gebirgserfahrung
sinnvoll wäre, überlasse ich den Experten...

Grüße,
Jens
-- We're Germans and we use Unix. That's a combination of two demographic groups known to have no sense of humour whatsoever. (Hanno Müller on de.comp.os.unix.programming)